Es gibt einfach zu viele schöne Flecken, um nur in einer einzigen Region zu wandern. Also: raus aus Südhessen, rüber zum Landesnachbarn und weiter ins oberfränkische Bad Staffelstein. Die Stadt, in dem einst Rechenmeister Adam Riese geboren wurde, liegt im Oberen Maintal zwischen Bamberg im Süden und Coburg im Norden. Bad Staffelstein ist selbst im Winter ein guter Platz für einen Kurzurlaub über ein verlängertes Wochenende. Hier gibt es schöne Wanderwege und die Obermain-Therme, die gerade auch Tagen, an denen das Wetter nicht so recht will, einen kuschelig-warmen Unterschlupf bietet. Im badewannenwarmen Wasser mit hohem Salzgehalt kann man entspannt planschen und sich unter Wasserfällen den Rücken massieren lassen. Es gibt Außenbecken und natürlich auch eine Saunalandschaft. Eine besonders nette Offerte ist der kostenfreie Eintritt für Geburtstagskinder. Auf jeden Fall verfliegt ein Tag in der Therme wie im Wind.
Brauereien und Tradition
Gemütlich und gesellig sind auch die Brauerei-Gaststätten rings um die Stadt. Oberfranken soll mit mehr als 200 Brauereien die höchste Brauereidichte der Welt besitzen. Allein in den Ortschaften, die der Stadt Bad Staffelstein angeschlossen sind, gibt es zehn. Oft wird das Bier nur für den eigenen Ausschank gebraut, wobei einer der Landgasthöfe sein Bier extern brauen lässt. Es ist durch die Bank weg süffig: mal rauchig im Geschmack, mal süßlich-herb mit cremigem Schaum. Selbst eingeschworene Weinliebhaber können der Geschmacksvielfalt der fränkischen, gehopften Kaltgetränke etwas abgewinnen.
Die Brauereien lassen sich gut erwandern. Bad Staffelstein hat dafür vier Wanderwege zusammengestellt, die zum Einkehren einladen. Hart Gesottene können sich an der 10-Brauereien-Tour versuchen. Wer zehn Seidla – das sind die typischen Bierkrüge aus Ton – schafft, kann sich auch in der 12. Rauhnacht traditionell die Stärk‘ antrinken. Dafür muss für jeden Monat ein Seidla getrunken werden, damit Kraft und Gesundheit das ganze Jahr über hält. Als wir in Bad Staffelstein waren, haben wir sowohl am 5. als auch am 6. Januar einige junge Männer gesehen, die diesen Brauch leiblich gelebt haben. Wir haben die sechs Liter Bier lieber auf die Tage unseres Kurzurlaubs verteilt. Mit ausgeruhtem Kopf lässt es sich doch deutlich besser wandern.
Horsdorf als Standort
Quartier bezogen haben wir übrigens in Horsdorf, ein kleines Dorf nahe der Stadt. Der Gasthof Alte Mühle bietet schöne Zimmer mit bäuerlichem Charme und ihre Betreiber sind sehr um das Wohlergehen ihrer Gäste bemüht. In der Mühle befindet sich außerdem eine beliebte Gastwirtschaft mit gutbürgerlicher Küche. Die Räume im Innern sind urig: Ein Kamin sorgt im Winter zusätzlich für Wärme. Im Sommer gibt es einen idyllischen Garten direkt am Bachlauf. Das Bier stammt selbstverständlich aus den Brauereien der Umgebung. Fränkischer Wein steht ebenfalls auf der Karte – wer im Brauereiparadies zur Abwechslung mal das Können der fränkischen Winzer testen möchte.
Fünf bis zehn Gehminuten von Horsdorf entfernt liegt Loffeld, eine Station der Brauereien-Route. Hier befindet sich Staffelfeld-Bräu. Der Brauerei ist eine Gastwirtschaft angeschlossen, die ebenfalls sehr beliebt ist. Jetzt im Winter ist nicht nur Wildsaison, das gern mit den sensationell leckeren fränkischen Klößen serviert wird. Noch bis zum Frühling kommt zudem knusprig ausgebackener Karpfen auf den Tisch. Darüber hinaus stehen fangfrische Forellen in den Gaststätten rings um Bad Staffelstein auf der Karte.
An Loffeld führt einer der deutschen Jakobswege vorbei, der hier von einigen anderen Wanderwegen begleitet wird. Auch der Gottesgartenrundwanderweg ist darunter, der mit seinen gut 68 Kilometern als Qualitätsweg bei Wanderbares Deutschland geführt wird. Die Region rund um Bad Staffelstein und Lichtenfels wird „Gottesgarten am Obermain“ bezeichnet. Ein Prädikat, das womöglich auf die beiden mächtigen, kirchlichen Bauwerke zurückzuführen ist, die hier rechts und links des Mains an dem Berghängen imposant hervorragen: auf der einen Seite das ehemalige Benediktinerkloster Banz und gegenüber die Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen.
Über den Staffelberg nach Vierzehnheiligen
Vierzehnheiligen war das eigentliche Ziel unserer Rundwanderung, die wir von Horsdorf aus unternommen haben. Der Weg führt über den markanten Staffelberg, auf dem bereits vor 7.000 Jahren Menschen siedelten. Etwa 480 v. Chr. haben die Kelten das Plateau zur befestigten Anlage ausgebaut, die der Forschung nach 100 Jahre später durch ein Feuer größtenteils zerstört wurde. Seine Blütezeit erlebte der Staffelberg aber vor allem im 2. Jh. v. Chr. Erneut errichteten Kelten eine Festung, die einer Akropolis glich und überwiegend der Elite als Sitz diente. Aber auch diese Blütezeit dauerte gerade mal einhundert Jahre. Heute stehen hier oben auf dem Plateau die Adelgundiskapelle und eine Einsiedelei, in die man einkehren kann.
Nachdem der Staffelberg erklommen war, ging die Route gemütlich auf einem Höhenweg nach Vierzehnheiligen. Hier haben wir einen zweifachen Stopp eingelegt. Natürlich, um die Walfahrtsbasilika anzuschauen, und um sich in der örtlichen Brauerei Trunk zu stärken. Die Basilika ist sicher eines der schönsten Gotteshäuser, die in Deutschland errichtet wurden. Ihr Erbauer war niemand Geringerer als der berühmte Baumeister Balthasar Neumann, der im Barock und Rokoko Epochen prägende Bauwerke schuf. Insbesondere das prunkvolle Innere versetzt in Staunen und findet seinen Höhepunkt im Gnadenaltar mit kunstvollen Stuckfiguren, der in der Mitte des Langhauses, frei im Raum errichtet wurde. Er zeigt 14 Heilige, darunter Blasius, Georg, Barbara und Katharina, die seit dem Mittelalter als himmlische Helfer in der Not verehrt werden. Natürlich werden bei der Basilika auch Devotionalien verkauft. Eine gute Gelegenheit, um echten Weihrauch zur erwerben – so als Tipp für Menschen, die das besondere Räucherwerk nutzen und mögen.
Von Vierzehnheiligen haben wir den Fußweg über eine recht ruhige, kleine Landstraße nach Bad Staffelstein genommen. Es gibt sicher attraktivere Wege, aber wir wollten uns noch die Stadt anschauen, die wir zu dem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatten. Da es auf dem Rückweg zu schneien anfing und es Samstagnachmittag war, zeigte sich Bad Staffelstein eher menschenleer. Nach einem kurzen Stopp im Stadtcafé sind wir also zurück nach Horsdorf gelaufen, um uns dann in der gemütlichen Alten Mühle aufzuwärmen.
Abstecher nach Kronach
Der Ausflug nach Kronach hat unseren Kurztrip nach Oberfranken abgerundet. Kronach ist der Geburtsort von Lucas Cranach dem Älteren, womit die Stadt selbstredend gerne wirbt. Insbesondere die Obere Stadt ist sehenswert. Obenauf thront die mächtige Festung Rosenberg. Allerdings waren wir an einem Montag in Kronach. Und da haben viele Sehenswürdigkeiten ihren Ruhetag. Das hatten wir einfach vergessen. Es gab also keine Führung durch die Festung und auch die Fränkische Galerie war geschlossen. Aber wir werden sicher noch einmal in die Region fahren und haben dann vielleicht Gelegenheit, uns die Festung genauer anzuschauen. Aus dieser Erfahrung heraus zum Schluss der Tipp: Wer die Gegend um Bad Staffelstein besucht, sollte den Ausflug in die Obermain-Therme am besten auf den Montag verlegen – sofern das Wetter keine Wanderung in die Natur zulässt. So wird der Wochenbeginn garantiert schön und erlebnisreich.
Literatur- und Linktipps:
- Bastian Böttner & Markus Raupach: Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken. Herausgegeben von nordbayern.de, dem Online-Portal der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung
- Infos zu Bad Staffelstein
- Infos zu Kronach
- Infos zur Obermain-Therme
Brauereien rund um Bad Staffelstein