Gibraltar – Afrika zum Greifen nah
Das nächste Hotel, indem wir dann drei Nächte blieben, lag unterhalb des malerischen Vorzeigestädtchens Mijas-Pueblo – das weiße Dorf an der Costa del Sol. Zunächst stand aber an Tag 4 erst einmal Gibraltar auf dem Programm. Den Punkt, an dem sich der europäische und der afrikanische Kontinent fast berühren, wollten wir schon einmal gesehen haben.
Gibraltar ist bei Touristen vor allem wegen der Berberaffen beliebt, die auf dem berühmten Felsen leben. Die zotteligen Kerle wühlen gern in den Rucksäcken und Taschen der Besucher. Außerdem kann in der englischen Exklave zollfrei eingekauft werden, was dazu geführt hat, dass das Angebot in der Haupteinkaufsstraße relativ einseitig ist: Rauchwaren, Spirituosen, Schmuck und Geschmeide. In den Seitengassen wird es wieder individueller. Wirtschaftlich und politisch betrachtet ist der Fleck Erde ein wichtiger strategischer Punkt: In der Straße von Gibraltar reihen sich Handelsschiffe wie Perlen an der Schnur, um die Meerenge zu passieren. Ein ähnliches Bild zeigt der Hafen. Da das Territorium gerademal eine Landfläche von 6,5 km2 umfasst, wird hier in die Höhe gebaut. Wenig attraktiv in unseren Augen.
Ein von Hessen-Darmstadt in Gibraltar
Historisch betrachtet, haben hier vor Urzeiten Neandertaler in Höhlen gesiedelt. Später folgten die Römer und die Westgoten, danach die Araber und Berber. Erst ziemlich am Ende der Reconquista eroberten sich die Spanier Gibraltar wieder zurück. Aufgrund der Lage aber war das Landstück auch bei anderen Seemächten wie den Niederlanden und England begehrt, die im 17./18. Jahrhundert darum kämpften. Zur Instabilität der Region kam hinzu, dass es im spanischen Königshaus Erbfolgeprobleme gab. In diesem Gewirr betritt Prinz Georg von Hessen-Darmstädter die historische Bildfläche und eroberte 1704 Gibraltar. Er amtierte dort anschließend für kurze Zeit als Gouverneur. Zuvor war er zum Vizekönig von Katalonien ernannt worden und ging später als „Jorge de Darmstadt“ in die spanische Geschichte ein. Für Darmstädter wie uns eine interessante „Neuigkeit“. Gibraltar wurde dann schon wenige Jahre später den Engländern zugesprochen und ist seit 1830 Kronkolonie.
Von Gibraltar zurück nach Mijas gab’s noch einen kurzen Stopp in Marbella – nichts für Menschen, die das Ursprüngliche mögen. Wie weite Teile der Costa del Sol ist auch Marbella ziemlich verbaut. Hier reiht sich ein Hochhaus ans andere, vor allem direkt an der Strandpromenade. Immerhin stimmt dann der Meerblick. Man kann sich kaum vorstellen, dass sich hier einst die europäischen Königshäuser und Prominente wie Jean Connery zur Entspannung niedergelassen haben.
Mijas-Pueblo: weißes Dorf
Mijas-Pueblo ist dagegen ein Vorzeige-Idyll zwischen Marbella und Málaga – und deswegen tagsüber von Touristen stark frequentiert. Die weißen Häuser der kleinen Stadt am Berghang strahlen schon von Weitem. Der Ort besteht im Kern aus engen, hübschen Gassen mit Bars und Restaurants sowie Geschäften, die auf Touristen eingestellt sind: Ledertaschen, typische Keramik und Kleiderboutiquen. Flamenco-Tänzer präsentieren auf öffentlichen Plätzen ihren stolzen Tanz. Musiker tingeln durch Restaurants, spielen auf ihrer Gitarre traditionelle Melodien und verkaufen CDs, die eine wirklich schöne Erinnerung sind.
Von Mijas aus hat man einen weiten Blick über die Küste und auf das Meer, in dem sich die Sonne spiegelt. Eine kleine erholsame Oase mit schönen Ausblicken ist „La Muralla“, eine Parkanlage mit botanischer Route, die unterschiedliche Pflanzenarten vorstellt. Spiritueller Besuchsmagnet ist die Kapelle der heiligen Felsjungfrau.
Den Ausflug nach Mijas haben wir an einem Tag unternommen, der zur freien Verfügung stand. Er war nach dem eher sportlichen Programm der vorangegangen Tage sehr erholsam.