Sevilla – zum Verlieben schön
Tag 2: Ausflug nach Sevilla. Eine Stadt zum Verlieben! Auf dem Weg zum bekanntesten Platz in Sevilla stieg Fatima zu. Eine Endfünfzigerin mit Lederjacke und Hut, elegant und vornehm distanziert. Sie begann mit den Worten: „Nur was wir kennen, können wir verstehen. Und nur was wir verstehen, können wir schätzen.“
Der Rundgang startete an Plaza de España: Ein imposanter Komplex, der anlässlich der Iberoamerikanische Ausstellung 1929 entstand. Zuvor hatten wir vom Bus aus in den umliegenden Straßen schon diverse Pavillons bewundern können, die zum selben Anlass errichtet wurden: darunter der bolivianische, mexikanische oder der US-amerikanische Pavillon. Die Plaza mit den vielen hübschen Azulejos, die die spanischen Provinzen präsentieren, ist bereits am frühen Morgen sehr belebt mit Touristen, Händlern und Musikern.
Von hier aus ging es dann ins alte jüdische Viertel mit seinen kleinen, verwinkelten Gassen. Im Mittelalter, unter islamischer Herrschaft gab es in Spanien ein blühendes jüdisches Leben. Die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien verfolgten jedoch mit der Reconquista nicht nur das Ziel, das Land von den Arabern zurückzuerobern, sondern auch eine große Nation zu schaffen, in der nur ein Glaube zugelassen war. Moslems und Juden mussten konvertieren oder fliehen. Und selbst die Konvertierten wurden nicht wirklich anerkannt. Immer wieder wurde gewaltvoll gegen die jüdische Bevölkerung vorgegangen, nachdem die islamische Herrschaft beendet war.
Legende der schönen Susona
In diesem Zusammenhang erzählte Fatima von der Legende der schönen Susona. Danach soll ihr Vater ein reicher Jude in Sevilla gewesen sein, der gemeinsam mit Arabern einen Sturz der christlichen Herrscher geplant habe, weil die jüdische Bevölkerung unter islamischer Herrschaft leben konnte. Susona aber hatte einen christlichen Geliebten, dem sie von den Plänen erzählte. Auf diesen Verrat alamiert wurden alle Beteiligten verhaftet und der Vater vor den Augen seiner Tochter hingerichtet. Susona soll ihre Zeit bis zu ihrem Lebensende im Kloster verbracht haben, nachdem sich auch noch der Geliebte von ihr abgewendet hatte. Ein Schild mit einem Totenkopf an einem Haus im jüdischen Viertel erinnert an ihre Geschichte.
Nicht weit entfernt befindet sich die Kathedrale Santa María de la Sede mit der Giralda, dem prachtvollen Glockenturm. Auch dieser Turm war früher das Minarett einer maurischen Moschee. Vis-à-vis steht der prachtvolle Alcázar, ein Königspalast mit herrlichen Gärten, der ebenfalls von maurischem Ursprung ist. Die spanische Königsfamilie residiert hier immer noch, wenn sie in Sevilla sind. Einen spannungsreichen Kontrast zur historischen Architektur im Zentrum der Stadt bietet der Metropol Parasol. Das kunstvolle Gebäude besteht aus einer Holzkonstruktion, die vom deutschen Architekten Jürgen Mayer H. entworfen wurde.
Cadiz und Ronda
Am nächsten Morgen – Tag 3: Abfahrt Richtung Costa del Sol mit relativ kurzen Stops in Cadiz und Ronda. Cadiz hat ein kleines, hübsches Zentrum und eine sehenswerte Markthalle mit einem reichhaltigen Fischangebot, das seinesgleichen sucht: vor allem außergewöhnliche Meeresfrüchte wie Heuschreckenkrebse. Zeit zum Probieren blieb leider nicht.
Ronda ist wie Sevilla ein Platz, zu dem wir gern noch einmal zurückkehren möchten. Die kleine, gemütliche Stadt liegt ruhig in den Bergen und ist ganz sicher ein wunderbarer Standort für ausgedehnte Wanderungen in den Naturparks Sierra de Grazalema und Sierra de las Nieves. Wir hatten nur eine Stunde, um das Panorama rings um die Stadt und die tiefe Schlucht zu bewundern, die neue und alte Stadt voneinander trennt, aber mit der El Puente Nuevo verbunden sind. Ronda hat in der Vergangenheit viele berühmte Gäste in den Bann gezogen, darunter Ernest Hemingway und Orson Wells, dessen Asche sogar auf einem Grundstück von Freunden, nahe der Stierkampfarena beigesetzt wurde.