Das drolligste und vielseitigste Buch, das ich bislang über Bienen gesehen habe: Der Autor, Piotr Socha, ist Illustrator und Cartoonist. Er entführt auf einzigartige Weise in die Bienenwelt. Sein Buch „Bienen“ ist in DIN 3-Format gehalten und bietet dadurch viel Platz für die humorvollen, farbenfrohen Zeichnungen. Auf 36 „Tafeln“ mit Bildunterschriften und Erläuterungen sowie mehreren „Bienenblättchen“ – die wie Postillen gestaltet sind – widmet sich der Künstlers allen möglichen Themen rund um Bienen. Das Bilderbuch ist leicht verständlich und eignet sich deshalb für Kinder sowie Erwachsene gleichermaßen.
Alles über Bienen – und leicht verständlich
Piotr Socha beginnt bei den Dinosauriern und Urzeitbienen, die vor mehr als 100 Millionen Jahren vermutlich eher wie Wespen Räuber waren, und erläutert dann bildreich die Biene als solches, ihren Körperbau, das Zusammenleben eines Bienenvolkes, die Fortpflanzung und Tänze. Amüsant wie lehrreich ist der kulturhistorische Abschnitt, bei dem die Leser zum Beispiel erfahren, dass schon für Steinzeitmenschen Bienenlarven, Waben und Honig wichtige Fett-, Eiweiß- und Energielieferanten waren. Das bezeugen zumindest alte -Fels- und Höhlenmalereien unter anderem in Spanien. Oder dass die alten Ägypter glaubten, Bienen seien aus den Tränen des Sonnengottes Ra entstanden. Natürlich gibt es auch Bienenhaftes aus der griechischen Antike und die Geschichte über den heiligen Ambrosius, den Schutzpatron der Imker, darf natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Sehr informativ ist das größere Kapitel über die Imkerei, ihre Entwicklung und die Imkerausrüstung. Piotr Socha zeigt, wie eine Beute aufgebaut ist, wie die Biene Honig und Pollen produziert oder welche Trachtpflanzen besonders als Bienenweide bevorzugt werden. In dem Abschnitt unternimmt er einen kleinen Ausflug in andere Länder, illustriert wie beispielsweise in Äthiopien oder Kamerun Honig geerntet wird.
Zum Ende des Buches geht der Illustrator auf die gegenwärtige Entwicklung ein: Menschen, die in den Bäumen Obstblüten per Hand bestäuben, Stadtbienen und Insektenhotels. Beiträge im abschließenden „Bienenblättchen“ berichten über Roboterbienen, Bienengefühle oder auch über Bienen in Kenia, die Felder der Bauern vor Elefanten schützen.
Fazit
Piotr Sochas „Bienen“ ist nicht nur großartig gestaltet, sondern auch inhaltlich unglaublich vielseitig. Er wuchs übrigens als Sohn eines Imkers auf – so der Gerstenberg-Verlag, bei dem das Bilderbuch 2015 erstmals auf Deutsch und 2017 bereits in 6. Auflage erschienen ist. Dass inhaltlich alles fachlich korrekt ist, davon können Leser ausgehen. Denn dafür hat der Gerstenberg-Verlag nochmals einen Fachmann des Instituts für Bienenkunde in Celle um fachliche Durchsicht gebeten. 2017 wurde „Bienen“ zudem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Es kostet 24,95 Euro und ist für mich ein Buch, das ich nicht nur aus nützlichen Gründen mit auf eine einsame Insel nehmen würde.