Draußen vor der Tür ist die Welt zurzeit nicht wirklich einladend. Dafür blühen in der warmen Stube Orchideen und die ersten Hyazinthen duften. Es ist ein Hauch von Frühling und Hoffnung, den sie verströmen. Sie übertönen den Duft der Orangen und Zitronen, die in der Schale liegen. Eine Nachbarin hat uns das Glück von 10 Kilo saftig-süßen Orangen direkt aus Sizilien beschert. Ein Traum von Orangen, wie man sie hierzulande suchen muss. Sie tragen das Aroma von Süden, Sonne, flirrender Hitze gemischt mit salziger Luft und richtiger Erntezeit. Zurzeit versüßt uns ein frisch gepresster Orangensaft jeden Tag. Und damit wir auch zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas von diesen herrlichen sonnenverwöhnten Früchten haben, wurden zwei Orangen kandiert. Sie sind nicht behandelt, sodass die Orangenschale gegessen werden kann.
Weil es bei uns kaum mehr Manufakturen gibt, die kandierte Früchte herstellen, habe ich vor einiger Zeit angefangen, selbst zu kandieren. Von einer Freundin – ihr erinnert euch an ihren schönen Garten? – hatte ich Kumquats geschenkt bekommen, die zu feinem Orangeat und einem Kompott verarbeitet wurden. Ein Rezept für Orangeat gibt es zum Beispiel bei dem sehr anregenden Blog Herr Grün kocht. Dieses Mal wollte ich ein anderes ausprobieren. Die Herstellung ist nicht schwierig und auch nicht arbeitsaufwendig, aber ein wenig zeitintensiv. Das Kandieren dauert fünf Tage. Wobei die meiste Zeit die Orangenscheiben im Zuckerwasser liegen und ziehen. Das Trocknen später bedarf dann auch noch Geduld.
Zutaten (gern alles in Bio-Qualität) für kandierte Orangenscheiben:
- 2 unbehandelte Orangen
- 300 Milliliter Wasser
- 600 Gramm Rohrohrzucker
- Vanille (Zucker oder ein Stück Schote)
- 1 Zitrone später für den Sirup
Die Orangen gründlich abwaschen und in circa 0,5 Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Wasser in einen Topf füllen. 150 Gramm Rohrohrzucker und den Vanillezucker im Wasser auflösen. Ich habe ein Stück Vanilleschote aus meinem selbst hergestellten Vanillezucker entnommen und mit in den Zuckersud gegeben. Die Orangenscheiben in den Sud hineinlegen und kurz aufkochen. Den Topf von der Herdplatte nehmen und zur Seite stellen. Die Orangenscheiben mit einem kleineren Deckel beschweren, sodass alle mit Zuckerwasser bedeckt sind. So dürfen sie jetzt 24 Stunden ruhen.
Nebenbei: Bio-Vanillezucker ist ziemlich kostspielig. Deshalb einfach selbst herstellen: Ein verschließbares Glas mit Bio-Rohrohrzucker füllen, eine Vanilleschote aufschneiden und das Mark herauskratzen und zum Zucker geben. Die Schote in 3 Zentimeter große Stücke schneiden und zum Aromatisieren des Zuckers ebenfalls hinzugeben. Alles miteinander mischen, Glas verschließen und das Aroma eine Weile ziehen lassen. Wenn man Zucker entnimmt, einfach wieder auffüllen und vermischen.
Am nächsten Tag die Orangenscheiben sowie die Vanilleschote aus dem Sud entnehmen und weitere 150 Gramm Rohrohrzucker dem Zuckersud hinzufügen, diesen auflösen, die Orangenscheiben hinzugeben und erneut kurz aufkochen. 24 Stunden ziehen lassen.
Am dritten und vierten Tag dasselbe Spiel mit jeweils 150 Gramm Zucker wiederholen. Am fünften Tag werden die Orangenscheiben nochmals kurz aufgekocht, dann aus dem Sirup genommen und auf ein Gitter zum Abtropfen und Trocknen gelegt.
Zum Trocknen wäre ein Kachelofen jetzt ideal. Hatten wir früher einmal, jetzt aber nicht mehr. Dafür haben wir uns zum Trocknen unserer Paprika und Chilis einen Dörrautomat zugelegt. Ökostrom aus erneuerbaren Energien verzeiht den zusätzlichen Stromverbrauch. Zumindest hilft jetzt das Gerät auch beim Trocknen der kandierten Orangenscheiben. Frische Orangenscheiben sollten zwischen 45-50 Grad getrocknet werden. Das habe ich die ersten 4 Stunden auch gemacht. Am Anfang lagen die sie auch noch auf Backpapier, damit der Sud nicht in das Dörrgerät tropft. Später wurde das Papier entfernt, damit die Luft besser zirkuliert, und die Temperatur auf 60 Grad erhöht. Einen Tag lang müssen die Orangenschalen mindestens trocken. Hinterher werden sie in einem Gefäß im Kühlschrank aufbewahrt. So konserviert halten sie bestimmt ein halbes Jahr, wenn nicht sogar länger.
Orangensirup – fein für Revani
Der aromatische Orangensirup, der beim Kandieren entstanden ist, kann auch noch genutzt werden. Dem Sirup wird noch der Saft einer Zitrone beigefügt. Nochmals kurz aufkochen und heiß über ein feinmaschiges Sieb in eine sterilisierte Flasche abfüllen. Auch er sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Einen Teil davon hat direkt einen Kuchen gesüßt: Revani ist ein Grieskuchen, der sowohl aus der griechischen als auch aus der türkischen Küche stammt. Beide sind eigentlich identisch, mächtig süß und köstlich. Manche verwenden mehr Gries, andere mehr Mehl. Letzteres macht den Kuchen vermutlich fester. Rezepte gibt es viele im Netz. Ich habe mich nach diesem Rezept gerichtet und weniger Puderzucker als angegeben verwendet, dafür aber den Abrieb einer Orange hinzugegeben. Nach dem Backen wird der noch warme Grieskuchen in Stücke geschnitten und mit 4 Schöpfkellen frischen Orangensirup getränkt. Als „Topping“ machen sich übrigens auch gehackte Kürbiskerne wunderbar.
Orangenessigreiniger für Küche und Bad
Zum Schluss noch ein Haushaltstipp: Seit ein paar Jahren stelle zur Orangen-Saison unseren Essigreiniger für Küche und Bad selbst her. Dafür die ausgepressten Schalen in ein verschließbares Glas geben und mit Essigessenz übergießen. Nach etwa 3 Wochen wird der Orangenessig über ein Sieb und einen Trichter in eine Sprühflasche abgeseiht und mit Wasser im Verhältnis 1:4 aufgefüllt. Die einen nehmen dafür extra destilliertes Wasser. Wasser aus dem Hahn geht genauso gut. Weil bei uns das Wasser sehr kalkhaltig ist, wird es vorher gefiltert.