Der Herbst hat begonnen und mit den kühler werdenden Tagen steht die Erkältungssaison vor der Tür. Salbei und Thymian sind nicht nur zwei schmackhafte, dekorative Küchenkräuter im Garten, sondern auch zwei starke Heilpflanzen, die unter anderem bei Atemwegserkrankungen helfen können. Während des Sommers verwenden wir beide Kräuter vor allem wegen ihres Aromas in Getränken oder im Essen. In der kalten Jahreszeit setzen wir dann verstärkt auf ihre heilsame Wirkkraft. Salbei und Thymian sind übrigens miteinander verwandt. Beide Kräuter gehören zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Salbei – ein altes Heilkraut
Schon in der Antike zählte Salbei (Salvia officinalis) zu den wichtigsten Heilpflanzen. Die Griechen sollen es gewesen sein, die echten Salbei erstmals kultivierten. Auch die Römer schätzten Salbei sehr, der neben Lorbeer, Myrthe oder Rosmarin sowie dufteten Rosen, Lilien und Veilchen in den Gärten römischer Stadtvillen angebaut wurde. In unseren Breitengraden zog Salbei erstmals im großen Stil in die Klostergärten ein. Mönche und Nonnen, allen voran Hildegard von Bingen, waren nicht nur kräuterheilkundig, sondern entwickelten sich zu wichtigen Medizinerinnen. Heute gibt es bis zu 900 Salbeiarten weltweit.
„Cur moriatur homo cui Salvia crescit in horto? Warum sollte ein Mensch sterben, in dessen Garten Salbei wächst?“
Dieser Spruch soll auf die Schule von Salerno, eine im 10. Jahrhundert gegründete Medizinschule, zurückzuführen sein. Er deutet darauf hin, wie vielseitig Salbei als Heilmittel eingesetzt wurde: beispielsweise zum Fieber senken, bei Zahnfleischentzündungen, gegen Halsentzündungen, Atemwegs- oder Harnwegsentzündungen. Salbei wirkt antibakteriell, adstringierend und schweißhemmend, in gewissen Maßen auch gegen die Vermehrung von Viren oder Pilzinfektionen. Heute hilft Salbei vor allem bei Atemwegserkrankungen oder wird auch in Deosprays verwendet.
Einfach konservieren – Salbei trocken
Zum Spätsommer hin trockne ich eine gute Menge Salbei, um mir beim ersten Anflug einer Erkältung Tee zu machen. Fürs Trocknen wird er zunächst gewaschen. Dann werden die Blätter vereinzelt und zum Abtropfen in ein sauberes Küchentuch gelegt. Ist der größte Teil der Feuchtigkeit abgetropft, lege ich die Salbeiblätter in eine große, mit einem trockenen, sauberen Küchenhandtuch ausgelegte Keramikschale. Wichtig ist, dass die Salbeiblätter täglich 1- bis 2-mal gewendet werden, damit sie gleichmäßig trocknen. Ob die Blätter trocken sind, hört man am Rascheln. Und man spürt es natürlich auch: Sind die Blätter noch elastisch, haben sie noch Feuchtigkeit in sich.
Getrocknete Blätter werden einfach in einem Glas aufbewahrt. Wir verwenden sie dann im Winter auch zum Kochen, zum Beispiel in Salbei-Zitronen-Butter oder in „Danielles Süßkartoffelgratin“, einem Rezept aus Ottolenghis „Das Kochbuch“.
Für die Zitronen-Salbei-Butter werden einfach etwas feingehackter Salbei, Zitronenzesten, einer Prise Salz und Butter miteinander vermengt. Genauso unkompliziert ist das köstliche Süßkartoffelgratin. Zeitintensiv ist allerdings das Garen.
Süßkartoffelgratin – Zutaten für 2 Personen
- Eine große oder zwei mittelgroße Süßkartoffel(n)
- Ein bis zwei Esslöffel gehackter Salbei
- Zwei Knoblauchzehen gehackt
- Pfeffer und grobes Meersalz (fein ist Fleur de Sel)
- Ein Becher süße Sahne
Die Süßkartoffel mit einem Sparschäler schälen und mit einem Gemüsehobel in Scheiben in eine Schüssel raspeln. In Bio-Qualität kann die Schale nach gründlichem Waschen auch mitgegessen werden. Ich entferne sie trotzdem. Die Scheiben werden dann mit dem gehackten Salbei, Knoblauch, Pfeffer und dem groben Meersalz vermengt und anschließend in eine Auflaufform geschichtet. In der Schüssel verbliebene Gewürzreste werden über die Scheiben verteilt.
Das Gratin kommt mit Backpapier gut abgedeckt in den 200 Grad vorgeheizten Ofen. Nach etwa 40 Minuten wird das Papier entfernt und die Sahne über die Süßkartoffeln verteilt. Danach geht es wieder – ohne Abdeckung – für weitere 20-25 Minuten in den Ofen.
Zum Süßkartoffelgratin passt jetzt zur Herbstsaison zum Beispiel ein Feldsalat mit Walnüssen oder ein Rote-Beete-Salat mit Orangenstückchen.
Salbei als Durstlöscher
Auch im Sommer schätze ich Salbei als Tee oder in einer selbst gemachten Limonade. Für eine Kanne erfrischenden Tee nehme ich drei Blätter Salbei und 5 bis 6 Blätter Minze. Den Salbei entferne ich spätestens nach fünf Minuten. Die Minze-Blätter können in der Kanne bleiben.
Das Rezept für selbst gemachte Zitronenlimonade habe ich von meiner Freundin Sylvia. Ich wandele es gern etwas ab und gebe noch Kräuter hinzu: Basilikum, Minze, Rosmarin, Salbei oder auch Zitronenmelisse harmonieren sehr gut.
Zutaten für gut einen Liter Zitronen-Salbei-Limonade
- Zwei Zitronen
- Vier Esslöffel Rohrohrzucker
- Fünf bis sechs Blätter frischer Salbei
- Leitungswasser oder eine Flasche Wasser mit Kohlensäure
Die Zitronen auspressen, die Schale in Stücke schneiden. Saft und Zitronenstücke in einen Glaskrug oder ein anderes Gefäß geben. Dann kommen der klein geschnittene Salbei und der Zucker dazu. Wer es süßer will, verwendet mehr Zucker. Alle Zutaten mit einem Löffel vermengen und am besten auch noch etwas mit einem Mörserstößel zerdrücken. Etwas Wasser hinzugeben, nochmals umrühren und 45 Minuten bis eine Stunde ziehen lassen. Dann wird der Limonadensud über ein Sieb und einem Trichter in eine Flasche oder eine Karaffe abgeseiht und mit Wasser aufgefüllt. Erfrischend lecker!
Noch ein wichtiger Hinweis: Salbei ist ein starkes Heilkraut und sollte von daher nicht zu oft oder langfristig verwendet werden. Auch während einer Schwangerschaft – so heißt es – sollte der Umgang mit Salbei sorgsam sein.
Thymian hilft bei Husten und Heiserkeit
Thymian gehört zu den Kräutern, die in unserer Küche am häufigsten verwendet werden. Mehrere Sorten Thymian wie Zitronenthymian oder Pizza-Thymian wachsen bei uns auf dem Balkon. Feldthymian wächst im Garten. Durch seine niedrige Wuchshöhe ist Feldthymian recht robust. Wenn man darüber läuft, duftet es herrlich. Thymianblüten sind außerdem bei Hummeln und Bienen sehr begehrt.
Echter Thymian (Thymus vulgaris) als Heilkraut verwendet wirkt unter anderem antiseptisch und schleimlösend. Vor allem bei Husten und Heiserkeit ist Thymian ein sehr gutes, heilungsförderndes Mittel. Als Sirup zubereitet schmeckt es dazu noch fein. Das Rezept dazu habe ich vor längerer Zeit von einer Gartennachbarin erhalten.
Zutaten für Thymian-Sirup
- 30 Gramm Thymian klein geschnitten
- ½ Liter Wasser
- 500 Gramm Kandiszucker
Zunächst wird ein Tee zubereitet. Dazu den Thymian mit kochendem Wasser übergießen und mindestens 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Danach das Teewasser abseihen und in einem Topf mit dem Kandiszucker aufkochen. Der Sud muss solange auf niedriger Flamme köcheln, bis ein dicklicher Sirup entsteht. Wenn es soweit ist, wird die noch heiße Flüssigkeit in sterile Flaschen abgefüllt. Man kann ein bis zwei Teelöffel täglich einfach nur zur Stärkung zu sich nehmen. Bei Husten wird die Dosis auf dreimal täglich erhöht.
Weitere gesundheitsfördernde Rezepte für Salbei und Thymian finden Kräuterinteressierte auch in Gertrude Messners „Kräuterhandbuch.